Vladimir Vysotsky (1938 – 1980)
Der Dichter, Liedermacher und Schauspieler Vladimir Vysotsky war in der Sowjetunion dank seiner insgesamt rund 800 Lieder schon zu Lebzeiten eine Legende. Als er 1980 im Alter von 42 Jahren starb, wurde er vollends zum Mythos.
Vysotsky hat es vermocht, mit seinen Liedern die Herzen von Millionen Menschen zu gewinnen. Seine Lieder waren eine Alternative zum offiziösen, optimistischen Stil. Sie sind frei von künstlicher Munterkeit und von großen Worten. Vysotsky beschönigte nichts. Er schrieb spöttische, scherzhafte und traurige Lieder von Pennern und Gefängnis, von unserem Alltag und Krieg, von Einsamkeit und Freundschaft.
Darüber hinaus spielte Vysotsky in einigen Filmen und mehr als 20 Rollen am Moskauer Taganka-Theater - unter anderem in Theaterstücken von Brecht: Galileo Galilei in „Leben des Galilei“ und den arbeitslosen Flieger Yang Sun in „Der gute Mensch von Sezuan“.
Vysotsky’s größte, berühmteste Rolle im Taganka-Theater, die Rolle seines Lebens, war Hamlet, den er neun Jahre lang spielte. Bei Gastspielen und Festivals im Ausland hatte die Hamlet-Inszenierung hohe Auszeichnungen erhalten.
Als Liedermacher hatte Vysotsky Zeit seines Lebens keinen einzigen Auftritt im Fernsehen, aber dank Tonbandgeräten und ungezählte Male kopierten Aufnahmen seiner inoffiziellen Konzerte hörte ihn das ganze Land. In der Sowjetunion wurde er nie offiziell als „Dichter“ anerkannt, kein einziges seiner Gedichte wurde bis zu seinem Tod gedruckt. Nur sehr wenige von seinen rund 800 Liedern erschienen zu seinen Lebzeiten auf Schallplatten. Trotzdem war er ein wahrer Volksdichter, da es kaum ein Haus in der Sowjetunion gab, in dem man seine Lieder nicht kannte.
Vysotsky’s Lieder sind sehr unterschiedlich und deswegen war er beliebt in allen Schichten der Gesellschaft. Er hat mit seinen Liedern die russische Mentalität in ihrer ganzen Breite ausgedrückt, vom Wissenschaftler bis zum Kriminellen.

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